Heidegger und das Sein der Dinge

Zu Heideggers Dingbegriff in Sein und Zeit (1927) und in Der Ursprung des Kunstwerks (1935/56)

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Martin Heidegger hat nicht nur die philosophische Tradition konsequent hinterfragt, sondern immer wieder auch die Ergebnisse seines eigenen Denkens. An seinem Dingbegriff in „Sein und Zeit“ (1927) und in „Der Ursprung des Kunstwerks“ (1935/36) lässt sich sowohl der Wandel seines Denkens als auch die Kontinuität seiner Frage- und Problemstellungen ablesen.
In „Sein und Zeit“ fungierte das Ding als Gegenbegriff zu demjenigen Seienden, das Heidegger Zeug nennt. Dieses Zeug war seiner Ansicht nach von der gesamten Tradition der Philosophie als Ding verkannt, d.h. verdinglicht worden. Das Ding, wie es die philosophische Tradition dachte, war gewissermaßen nur ein großes Missverständnis. Knapp zehn Jahre später erschien im Kunstwerkaufsatz jedoch ein nun von ihm ganz anders gewertetes Ding als unbekannte und erst noch zu denkende Entität sui generis. Dieses Ding ging im veränderten, daseins-kritischeren Denken Heideggers vor Kunstwerken auf. Hing in „Sein und Zeit“ der eigentliche Bezug zum vergessenen, weil verdinglichten, Sein an der Aktivität des menschlichen Daseins, so war ihm diese nun als „Machenschaft“ verdächtig geworden. Konnte „Sein und Zeit“ als Versuch gelesen werden, das Dasein durch die Auflösung seiner Verdinglichungen in die Impermanenz seines ursprünglichen Über-sich-hinaus-seins zurückzuführen, so sollten die Dinge im Kunstwerkaufsatz ein Innehalten und Verweilen inmitten der Impermanenz des Seins erlauben. Das Sein erschloss sich nicht mehr durch Tätigsein, sondern durch ein Zurücktreten von ihm und eine Besinnung auf das nicht Gemachte.

„Bestechend ist die Vertrautheit des Verfassers mit den antiken und modernen Quellen von Heideggers destruktiven Attacken auf die traditionelle Philosophie.“ (Peter König, Professor für Philosophie an der Universität Heidelberg)