Heilige Familie

von ,

Vor blauem Fond, den bereits Renaissancemaler liebten und dessen Blau auch profaner Widerschein der TV-Kanäle sein könnte, paradieren auf Einzeltafeln und Familienaltären munter bunte Typen, im Grunde noch Kindsköpfe, aber lebensfähig, mit Haustier, Nachwuchs, Eltern und Geschwistern.
Mit brüchigem Selbst- und Sendungsbewusstsein, einem Schuss Abgebrühtheit, mit Lust-und-Laune-Arbeitsmoral, schrillem Outfit, Tattoo und Piercing – der ganze Körper Gestaltungsobjekt – hängt eine Generation zwischen Windel- und Aktienpaketen zappelnd im World Wide Web und sucht den Halt in alten Werten. Eva Mahn hat ihre Protagonisten wie monumentale Heilige inszeniert. Was die Fotografin zu dieser Bilderserie bewegt hat, kann man sehen: Hassliebe zur Werbeästhetik, Ambivalenz zu unserer Recycling-Kultur, Bewunderung für die Klarheit der Renaissancemalerei und daran geknüpfte Wünsche nach Verwurzelung in Tradition und Geschichte, die Hoffnung, vom heutigen Tempo nicht an sich selbst vorbeigetrieben zu werden.