Heiligtum der Welt

Baulegende der Hagia Sophia in Byzanz als Gleichnis der gnostischen Achamoth

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Die Trinität Kaiser Justinian I (482-565), seine Gemahlin Theodora und der Baumeister Anthemios von Tralles erfüllten sich einen Traum von überirdischer Schönheit, indem sie das gigantische Bauwerk der Hagia Sophia in Byzanz mit ihrem Herzblut und mit Unmengen von Gold, Edelsteinen und Marmor erschufen. Sophia Achamoth, die Heilige Weisheit, sollte als verherrlichte Geometrie mitten unter ihnen wohnen und als Weltwunder des Heiligen Geistes die Erde überstrahlen. Das Kreuz auf der Kuppel der Hagia Sophia sollte gleißen wie die Glorie des Allerhöchsten. An die mächtigen Mauern erging der Auftrag, so unvergänglich zu sein, wie die Gebete der Gnostiker. In diesem Roman erlebt der Leser die gnostische Begeisterung mit, die dieser Baulegende anhaftet, und er wird Zeuge, welche unfassbare Erhabenheit die Hagia Sophia in ihrer damaligen Gestalt auszudrücken vermochte. Jubelnd legt Anthemios das von ihm errichtete Weltwunder der gnostischen Sophia zu Füßen: „Ich sehe alles bildhaft vor mir. Von oben herab ergießt sich der unendliche Lichtstrom des Pleroma, strömt in die Kugelschalen der Sophia und wogt dann über in die Achamoth, von der er schließlich zum Boden absinkt. Aber von unten her, wo er in der Menschenseele erfasst wird, flutet er wieder zurück in den Lichtozean nach oben. Oder anders gesagt: Der Äther von oben verdichtet sich in der Richtung nach unten, und die Materie, die nach oben gerissen wird, verflüchtigt sich zu Äther. Ein ewiges Einatmen und Ausatmen des Pleroma, ein ewiges Wechsellied zwischen Gott und Welt. Dieser Wechselgesang aus Licht, Raum und Farbe soll im Dom der Heiligen Weisheit von uns gestaltet werden! Das übersteigt irdisches Maß!“