Heinz Neukirchen

Marinekarriere an wechselnden Fronten

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Dieses populärwissenschaftliche Sachbuch widmet sich dem Dienst- und Lebensweg von Heinz Neukirchen, einem der sechs Flottenchefs in der 40-jährigen Geschichte der Seestreitkräfte der DDR. Neukirchen bekannte einmal, von der „Front des Krieges zur Front des Friedens“ gewechselt zu sein. Tat-sächlich kam er in den 50er-Jahren an der Front des Kalten Krieges an. Als Oberleutnant der Deutschen Kriegsmarine mit exzellenten maritimen Kenntnissen und Erfahrungen hatte er in Admiralsuniform entscheidenden Anteil beim Aufbau der Seestreitkräfte der DDR. Er prägte deren Entwicklung von einer Küstenmarine der 50er-Jahre zur Randmeermarine der 60er-Jahre. Den-noch verblieb er in der ewigen Position ’Chef des Stabes’, ehe er im Mai 1964 überraschend seinen Hut nehmen musste. Auf Beschluss des SED-Politbüros schied er im 49. Lebensjahr, nach einer gegen ihn vom Westen geführten Propaganda-Kampagne aus dem aktiven Dienst der NVA.
Das Buch wendet sich an den marinehistorisch und politisch interessierten Leser. Beschrieben wird das Schicksal des Marineoffiziers Heinz Neukirchen als Person der Zeitgeschichte. Der Autor folgt einer Figur, die sich im Denken und Handeln seit 1935 vom Maritimen leiten ließ und davon geprägt wurde. Thematisiert werden Ereignisse, Lebensumbrüche und Personen deut-scher Marinezeitgeschichte (1935 bis 1964), die mit Neukirchens Dienst in und für verschiedene politische Systeme in Verbindung standen. Neukirchens Lebens- und Dienstweg dokumentiert, wie er sich die Gelegenheiten seiner Karriere zielstrebig erarbeitet hat. Sein Werdegang gibt zu erkennen, dass er der Politik an verschiedenen Fronten auf seine Weise zu Diensten war. Im Ruhestand wurde ihm bewusst, dass politische Unabhängigkeit eine Utopie ist.
1988 begann der Autor mit Recherchen zur Biographie von Vizeadmiral d.R. Heinz Neukirchen. Diese waren Bestandteil des Forschungsprojekts „Aufbau von Seestreitkräften der DDR (1950-1955) ─ Marinesoldaten der ersten Stunde“ an der Offiziershochschule (OHS) der Volksmarine. Begonnen wurde die Heftreihe mit der Vorstellung von zwei Frauen der Seepolizei. Käthe Hörting wurde am 1. Juli 1950 als erste Frau in der Uniform eines Marineoffiziers zum Seepolizei-Kommissar ernannt. Margarete Kootz (verh. Niemann) meldete im Einstellungsgespräch am 4. August 1950 ihre Ambitionen für die Kommandanten-Laufbahn an. 1989 erschien das Heft über Konteradmiral a.D. Rudi Wegner. Er trat am 15. Juli 1950 als Seepolizei-Oberkommissar in die Hauptverwaltung Seepolizei ein und beendete am 31. Mai 1983 seinen aktiven Dienst als Kommandeur der Flottenschule (1974 bis 1983).
Der Autor stützt sich auf bereits 1990 geführte Recherchen im Archiv leitender Kader des Ministeriums für Nationale Verteidigung bzw. der Dokumentenstelle im Ministerium für Abrüstung und Verteidigung in Strausberg. Das Bundesarchiv (Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR) und Militärarchiv, die Archive der Wehrmachtsauskunftsstelle und des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehe-maligen DDR boten solide Quellenlagen. Der Autor hatte 1990 die Möglichkeit, Neukirchens Kaderakte im Sekretariat des Hauptausschusses der NDPD in Berlin einzusehen.
Dem mit der Thematik vertrauten Leser werden im Buch abweichende Daten zu Dienstlaufbahn, Verwendungen, Kommandierungen und Auszeich-nungen von Neukirchen gegenüber den in der Literatur zu Generalen und Admiralen (NVA) veröffentlichten Angaben auffallen. Der Autor bezieht sich in seinem Werk auf Original-Dokumente, Urkunden, Personalakten, Rangli-sten, Lebensläufe und Schriftsätze zum Dienstverlauf von Heinz Neukirchen.
Von 1988 bis 2006 führte der Autor mit der Ehefrau Irmgard Neukirchen Interviews zum Dienst- und Lebensalltag ihres Mannes. Eine von ihr überlieferte Selbsteinschätzung von Heinz Neukirchen lautete „Ich habe es vom Matrosen vor dem Mast bis zum Admiral gebracht“ sowie „Ich glaube, die Menschen lieben mich nicht, aber sie achten mich!“ Seine Beliebtheitswerte hielten sich wegen seines Selbstbewusstseins, Arbeitsstils und Strenge in Grenzen. Irmgard Neukirchen stellte für die Biographie Schriftstücke und Fotos zur Verfügung. Dokumente aus dem Kaderarchiv des Ministeriums für Nationale Verteidigung, dem ehemaligen Fotoarchiv der Volksmarine und aus Privatbesitz komplettieren die „Sammlung Neukirchen“.
Unterstützung erhielt der Autor von ehemaligen Kommandanten, Stabsoffizieren und Unteroffizieren, die Heinz Neukirchen in ihrer Marinedienstzeit erlebten. Das betrifft u.a. Fritz Bieler, Dietrich Dembiany, Friedrich Elchlepp, Dieter Flohr, Hans Koch, Karl Heinz Kremkau, Ulrich Korn, Ewald Tempel, Joachim H. Rudek, Egon Wirth und Rolf Ziegler. Mit ihren, dem Autor zur Verfügung gestellten Aufsätzen zu Dienstepisoden und gewährten Interviews trugen sie dazu bei, ein möglichst authentisches Bild über Neukirchens Marinedienst zu zeichnen.