Herausforderung der Form

Postkatastrophische Darstellungen der Shoah im polnischen Drama nach 1989

von

Katarzyna Adamczak analysiert die Folgen der Shoah für die polnische Gesellschaft anhand des kultur- und literaturwissenschaftlichen Konzepts der Postkatastrophe sowie aus der Perspektive der polnischen Dramen und Inszenierungen. Diese betonen seit der Jedwabne-Debatte (2001–2003) die Mittäterschaft von Polen. Deutsche Täter spielen darin kaum eine Rolle. Die so kreierte Alleintäterschaft der Polen und das zerstörerisch-nachwirkende Ausmaß der Shoah werden durch Theaterstücke zum Pogrom in Kielce von 1946 und den Ereignissen vom März 1968 exemplarisch dargestellt.
Wie adaptieren diese Theaterstücke die Shoah-Debatte im Spannungsfeld zwischen Bewahrung der Vergangenheit und ihrer Bewältigung? Was übernehmen sie von dieser Debatte und in welchem Ausmaß partizipieren sie an ihr? Inwieweit fordert das Shoah-Thema das Drama und Theater ästhetisch wie ethisch heraus? Mit welchen Erwartungen sieht sich das Theater konfrontiert, um dem jüdischen Leiden gerecht zu werden?