Hermetische Kontemplation und kosmisches Bewusstsein

Mit einer aktuellen Rekonstruktion der in Nag-Hammadi abgefundenen hermetischen Texte und Gebete

Hermetische Kontemplation und kosmisches Bewusstsein

(Nach den Schriften „Asklepios“ und „Über die Achtheit zur
Neunheit“ in den hermetischen Texten von Nag – Hammadi)

Über das Alter der Hermetischen Schriften gibt es verschiedene Meinungen. Ein Humanist des 17. Jahrhunderts –Isaac Casaubon (1559 – 1614) vertrat die Meinung, dass diese nicht vor dem 3. nachchristlichen Jahrhundert entstanden sein dürften. Er stützte sich dabei auf sprachkundliche Analysen und übersah dabei, dass diese damals vorhandenen Manuskripte wohl aus dieser Zeit stammen können, nicht aber deren Vorlagen. Von diesen nimmt der britische Orientalist Sir William Flinders Petrie an, dass sie bis auf das 7. Jahrhundert vor Christus zurückgehen müssen. Casaubon, der beweisen wollte, dass die christlichen Evangelien älter seien, als die hermetischen Schriften, übersah dabei, dass auch die schriftliche Fixierung der meisten Evangelien erst im 3. Jahrhundert erfolgte und dass es für deren genaue Entstehungszeit ebenfalls keinerlei Beweise gibt.

Neue Beweise sind seit dem Auffinden der esoterischen Bibliothek in Nag- Hammadi, Ägypten im Jahre 1945 aufgetaucht, die auch einige hermetische Texte enthält. Ihre Verwahrungszeit wurde nach dem Einbindematerial rekonstruiert und wird meist auf das frühe 3. Jahrhundert angesetzt. Diese Einbände bestehen vorwiegend aus Briefen und Abrechnungen eines nahegelegenen pachomianischen Klosters und so kann man davon ausgehen, dass alle diese Schriften vorher wohl Teil der dortigen Klosterbibliothek gewesen sein müssen. Dieses Kloster war um 325 – 326 von Pachomios gegründet worden und dieses hatte um 330 der kurz zuvor eingesetzte Patriarch Athanasios von Alexandria (298 – 373) besucht, um dessen Rechtgläubigkeit zu überwachen. Dieser Patriarch war wegen seines Fanatismus berüchtigt und es schien den dortigen Mönchen wohl geboten, die nicht durch das Konzil von Nicäa 325 als rechtgläubig angesehenen Schriften verschwinden zu lassen.

Innerhalb der in Nag – Hammadi aufgefundenen Schriften nehmen die hermetischen Texte leider nur einen kleinen Teil ein. Man zählt dafür nur 4 Titel. Obwohl in diesen Schriften ein großer Einfluss durch den Neuplatonismus der Griechen von Alexandria erkennbar ist, so verkörpern sie doch auch die Fortsetzung der esoterischen Lehren der alten ägyptischen Religion.

Die damals bekannten hermetischen Bücher standen bei den urkirchlichen Theologen in hohem Ansehen, z.B. bei Clemens von Alexandria, und es gibt keinen Zweifel, dass ihre Vorlagen zumindest bis in das 7. Jahrhundert vor Christus zurückreichen.

Die Abfassungszeit der aufgefundenen Texte ist am meisten umstritten, wollen doch einige Forscher auch gnostisch – christliche Einflüsse festgestellt haben. Also kommt dafür nur die Zeit zwischen 120 und 325 n. Chr. in Frage, weil es vorher keine zusammenhängenden Evangeliumstexte bzw. verbreitete christlich- gnostische Schriften gegeben hat.