Herr Wunderwelt

von

„Ich war einundzwanzig Jahre alt und wollte wunderschön sein. Ich war wunderschön. Niemand hier würde merken, dass ich eine Bluse trug, sächselte und noch nie einen alten Menschen gepflegt hatte.“

April 1989: Kurz nach seiner Ausreise nach Westberlin findet sich Dirk als Pfleger in der Residenz am Grunewald wieder. Nicht, dass er eine Ausbildung hätte. Nicht, dass er jemals bleiben wollte. Er hatte eindeutig Größeres vor! Wie damals, in seiner Heimatstadt Schkopau, als er die Russischolympiade und die Kreisspartakiade im Rollschnelllaufen gewann oder als Spitzel für die Freie Deutsche Jugend fungierte.
Schriftsteller möchte er sein, ein großer Dichter! Oder zumindest ein anderer.
In alternativen Identitäten und erfundenen Biografien schummelt Jörg sich durch seine Wunderwelt: Mal spielt er für eine transsexuelle Prostituierte den bissigen Hund, mal tanzt er für Ceauşescu in New Yorks Straßen oder mimt im Ecstasyrausch den gelehrten Psychologen.

Jörg Rehmanns Debütroman ist ein tragikkomisches Panoptikum einer Kindheit in der DDR und der Schwulenszene im Berlin der Neunzigerjahre.