Hier wird Gold gewaschen

Erinnerung an Peter Huchel

von

Christoph Meckel geriet als Vierzehnjähriger in den Bann der Worte und Sprachbilder von Peter Huchels Gedichten. Den um drei Jahrzehnte älteren Huchel kannte er da schon: Sein Vater Eberhard Meckel hatte mit Huchel in der Berliner Künstlerkolonie am Laubenheimer Platz gewohnt, und beide waren mit Günter Eich
befreundet. Dichterfreundschaften, die in der Diktatur hielten und nach Kriegsende schwieriger wurden.

‚Andere Lyriker verfügten über Vokabular, Peter Huchel war im Besitz eines Wortschatzes‘. Von Berlin (West) aus, wo Christoph Meckel seit den späten 50er-Jahren lebte, begann seine lebens-
lange Freundschaft mit Peter Huchel. Besuche unter den Augen der Stasi. Huchel – als Chefredakteur von ‚Sinn und Form‘ in der frühen DDR deren eigensinnigster und umsichtigster Literaturkri-
tiker – wurde nach dem Mauerbau von den Machthabern aus seinem Amt gedrängt, überwacht und in einer zerstörerischen Isolation gehalten. Erst 1971 wurde ihm die Ausreise in den Westen
erlaubt.
Erinnerungen an Gespräche und geteilte Stille in Wilhelmshorst, Berlin, London und Staufen, ein wechselweiser Tausch aus dem Weltgedächtnis der Dichtung. Erinnerung auch an Feigheiten von
Zeitgenossen und an widerständigen Mut, als Literatur mit den Ideologien eines geteilten Landes zurechtkommen musste. Aus all dem wird die Figur des Dichters, des literarischen Zeitgenossen
und die Besonderheit des Menschen Peter Huchel eindrücklich konturiert. Auch seine späten Erfolge und sein Verstummen.
Ein Erinnern, das den Finessen seiner Versbewegungen und seines Wortschatzes nachgeht, die Magie seiner Gedichte gegen vorschnelle Festschreibungen verteidigt, und mit gleicher Eindring-
lichkeit die politische Verstörung einer Epoche aufruft.
Christoph Meckels Erinnerungsstil ist entschieden und setzt den Leser dennoch frei: die poetisch verdichtete Prosa eines Autors, der gegen die Drift gesellschaftlicher Vergesslichkeiten die eige-
nen Bilder setzt.