Highwaylyrics

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Lina Gall (geboren 1980 in Lachendorf bei Celle) stellte 2010 eine erste schmale Gedichtsammlung – ›hühnerhighway‹ – vor, in limitierter, signierter Auflage von nur 22 Exemplaren, allein für den engeren Freundeskreis gedacht. Diese Ausgabe ist ein für allemal vergriffen und auch antiquarisch nicht zu ergattern! Insofern empfehlen sich die ›highwaylyrics‹ – die Exemplare Nr. 1 bis 222 der Erstauflage sind nummeriert – durchaus auch als Geldanlage!

Aus dem Nachwort von Lorenz Gall:

‚Die Texte Lina Galls verraten, trotz unübersehbarer zivilisationskritischer Grundhaltung, eine doch leidenschaftliche, wenn auch disziplinierte Auto- und Motorradfahrerin, die allein schon aus beruflichen Gründen [LG ist Tiermedizinerin] viel unterwegs sein muss. Ihre ›highwaylyrics‹, eine Mischung aus Poesie und Ruppigkeit, verfügen über einen sich immer wieder ›bahnbrechenden‹ leisen Humor.‘

Verlagsinformation:

‚Zugegeben, die Erwähnung der Lyrikerin Lina Gall habe ich in Oskar Ansulls ›Himmel, welch ein Land – Sichtung der Literatur des Landkreises Celle‹ beim ersten Mal schlicht überlesen. Das mag auch dem Facettenreichtum dieser Recherche geschuldet sein. Aber bei der Relektüre – den Autor hatte ich mittlerweile persönlich kennengelernt – war ich alarmiert: Lina Gall, solch eine Stimme, solch ruppige Lakonie habe ich in der deutschen Lyrik bisher selten gehört:

pech denkt das huhn am hühnerhighway that isn’t my way

Auf Nachfrage machte mir Ansull weitere Lina-Gall-Gedichte zugänglich, ihre erste, jedoch private Lyriksammlung ›hühnerhighway‹. Meine ›literarische‹ Alarmampel sprang auf ROT. Hier, spürte ich, gelingt etwas Seltenes: gewöhnlich(st)e Alltagserfahrung, gerade auch die des Widersprüchlichen, des eigentlich Dagegenseins und dennoch Mittuns, findet über konsequente Wortfeldbearbeitung lyrischen Ausdruck und poetische Form. Obendrein erscheint mir all dies – Landkreis Celle hin oder her – von europäischem, wenn nicht globalem Format zu sein. Denn wo verbringen wir inzwischen für gewöhnlich einen Großteil unseres Lebens? Auf dem Asphalt, im Stau! Und diese Tatsache zu artikulieren darf doch nicht allein der highwaybeduselten Rock- und Popmusik überlassen bleiben. Lina Galls Gedichte sind ein Medikament für durch ›Born to be wild‹ (Steppenwolf) und ›Thunder Road‹ (Bruce Springsteen) Gehandicapte. Lina Gall bewegt sich, wenn ich das richtig sehe, eher in der Nähe von Álvaro de Campos (›Am Steuer des Chevrolet auf der Straße nach Sintra‹, 1928) und Carol Dunlop/Julio Cortázar (›Die Autonauten auf der Kosmobahn‹, 1983); letzteren sind die deutschen ›highwaylyrics‹ gewidmet.

Lina Gall hat, wie sie wissen ließ, ›absolut keinen Bock‹, als Lyrikerin öffentliche Rollen zu spielen, Auftritte zu absolvieren, und der Verlag wird, Geschäft hin oder her, ihrem Willen entsprechen. Auch wenn ich die Tiermedizinerin und Lyrikerin Frau Dr. Gall bisher noch nicht persönlich kennengelernt habe und ich, trotz des Porträts auf der Umschlagrückseite, nicht einmal weiß, wie sie aussieht, möchte ich ihre Stimme in der bundesdeutschen Lyrik nicht mehr missen:

abgestellt auf der kriechspur warte ich aber du fährst vorbei scheißkerl‘