Hochstätt – vom Leben in der Provinz

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HOCHSTÄTT ist irgendwo im Nirgendwo. Ein kleines verträumtes Nest, wo jeder jeden kennt und jeder über jeden alles weiß. Wo alles überschaubar, vorhersehbar, abwägbar ist. Wo jeder Andersdenkende auffällt, jeder Fremde sowieso. Wo es verknöcherte Strukturen gibt, die bedrückende Enge der Altstadt, begrenzt durch hohe Mauern, in den Gehirnen der Bewohner kräftigen Widerhall findet. Wo ungeschriebene Gesetze des Zusammenlebens herrschen, kontrolliert und exekutiert von einer Handvoll gewichtiger Persönlichkeiten. Wo man, gewollt oder ungewollt, als Fremder einfach aneckt, ja, anecken muss.
HOCHSTÄTT ist aber auch ein liebenswertes Städtchen, im Laufe der Jahrhunderte kräftig angenagt vom Zahn der Zeit, wo das Zusammenleben auf engstem Raum zwar immer wieder für Turbulenzen sorgt, aberwitzigerweise aber gerade deshalb funktioniert, da es keinen Einheimischen jemals einfallen würde, irgendetwas daran ändern zu wollen.
Durch einen Wink des Schicksals verschlägt es nun ausgerechnet den philosophischen Freidenker Hermann Hartmann hierher. Einen aufmüpfigen Wiener Rebellengeist, der hier Land und Leute studieren will. Einen „Ausderreihetänzer“ der Unordnung in eine nur scheinbar festfegügte Ordnung bringt.
Warum gerade hier im Waldviertel? Was ist ein Aussteiger? Was will er? Die Hochstätter Gerüchteküche ist wieder am überkochen. Vermutungen werden aufgestellt und widersprochen, Hypothesen aufgestellt und verworfen. Vielen ist er die willkommene Abwechslung im sacht dahinplätschernden Alltag, einigen wenigen allererster Stein des Anstoßes. Es gärt unter der gutbürgerlichen Oberfläche des biederen Landstädtchens. Hermann, unvoreingenommen und vorurteilslos, frei von Verbindlichkeiten, bringt den Gärungsprozess zur Vollendung. Seine amourösen Abenteuer mit Damen der Hochstätter Oberschicht sorgen für mächtige Unruhe unter den allgewaltigen Honoratioren.
Diese formieren sich zur Gruppe der „Schrecklichen Sieben“ und blasen zum Halali auf Hermann Hartmann, dem Eindringling und unerwünschten Störenfried ihres hochglanzpolierten Jahrmarkts der Eitelkeiten.