i de gottvergässne stedt

Mani Matter und die Verteidigung des Christentums

von

Mani Matter und das Christentum

‚So einfach, wie sich’s der Russel macht, ist es dann doch nicht.‘ Inseinem 2011 erschienenen Cambridge-Notizheft fasst Mani Matterpräzise die Anliegen der zeitgenössischen Berufstheologen zusammenund stellt scharf die Stärken und Schwächen ihrer Gedankensystemeheraus.Liegt es am kirchlichen Apparat, der die Bibel umgibt, dass diese nichtmehr als eine inspirierende Quelle erscheint? Matter fragt nicht nachTrost und Frömmigkeit, sondern nach dem, was mehr als der zivilisatorischeFortschritt und der Einsatz der ganzen Lebenskraft wert ist. Ohnesolche Perspektiven kann es weder Kunst noch Wissenschaft geben, ja,überhaupt keine engagierte Berufstätigkeit. So greift Matter mit seinenFragen über jede Programmatik hinaus, auch diejenige der ‹Moderne›und ‹Postmoderne›. Mit seinem Vertrauen, dass sich Antworten findenlassen, die weder dogmatisch verhärtend noch relativistisch zersetzendsind, erweist er sich als ein ferner Schüler des Sokrates. Seine Überlegungenöffnen den Nachgeborenen ein Feld, auf dem ein Disput möglichwird, dessen freie Kritik begrenzt wird von einer ebenso unverkrampftenSelbstkritik.Auch vierzig Jahre nach seinem frühen Tod singt sich Mani Matter mitseinen Liedern in die Herzen von Jung und Alt. Die hohe Kunst, mit derer Menschen aller Schichten erreicht, erwächst aus einer vorbehaltlosenLiebe zum Leben, die das unscheinbar Kleine zum Sinnbild für die hellenund die dunklen Rätsel des Daseins erhebt. Mit dieser Liebe hat Matter– mit der Freiheit eines Aussenstehenden – im Christentum einen Angeklagtenentdeckt, der es wert ist, verteidigt zu werden.Hier das kleine Manuskript, in dem ich die Anliegen Mani Matters ausder Sicht eines Theologen zu fassen versuche. Je länger ich Matter leseund höre, umso vielschichtiger und präziser enthüllen sich die Zusammenhängein seinem Denken und Dichten. P.B.R.