„Ich ertrage das Theater nicht“

Briefe, Texte, Interviews

von

Stricher, Junkies, Ganoven, kaputte Bars und Industriebrachen, die No-future-Szenarien und Nachtseiten unserer Großstädte: Exotisch und kultig anmutende Milieus, Schauplätze, die man dem Kino vorbehalten glaubte – Bernard-Marie Koltès hat sie zu Schauplätzen seines Theaters gemacht. Wegweisend war seine Thematisierung weltweiter Migrations- und Globalisierungsprozesse.
Jahrzehnte nach seinem Tod gilt Koltès noch immer als der bedeutendste französische Dramatiker der Gegenwart. Seine Stücke sind nach wie vor auf den Spielplänen präsent, seine Monologe ins Standardrepertoire für Schauspielstudenten eingegangen, er fehlt in keinem neueren Theaterlexikon: Koltès ist ein moderner Klassiker. Sein Theater- und Prosawerk ist seit Jahren nahezu vollständig veröffentlicht.
Was jedoch in Deutschland bislang fehlte, ist eine Ausgabe seiner Briefe und Interviews. Der vorliegende Band macht sie in einer Auswahl zugänglich: Er enthält alle wesentlichen Briefe und Interviews, in denen der Autor über sein Schreiben und sein Theater Auskunft gibt. In fast allen Fällen handelt es sich um deutsche Erstveröffentlichungen. Ergänzt werden sie um einzelne kurze Prosatexte, die in engem Bezug zu Koltès’ Theater stehen. So entsteht das (Selbst)Bild eines Autors, der das Theater liebte und verabscheute, und ebenso das Theater um das Theater.