Ich kreise um Gott, um den uralten Turm

Gott im Gedicht

von

Zu diesem Gedichtband

Zu den von meinem Vater in den letzten Jahren vor seinem Tod zusammengestellten Gedichten und Gedichtauszügen finden wir in seinem Nachlass folgende handschriftliche Notiz vom 19. Mai 2008: „Ich ‚sammle’ nicht deutsche Gedichte über Gott. Es gibt viele solche Sammlungen, die ich aufschreiben könnte. Ich stelle hier Gedichte über Gott zusammen, die mir wichtig geworden sind in meinem Leben, die meine Vorstellung von Gott, seinen Glauben an ihn gebildet, geformt haben, in Zustimmung, aber auch Ablehnung.“ Als Motto hatte er in seiner handschriftlichen Notiz zunächst Rilkes Verse „Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, und ich kreise jahrtausendelang; und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm oder ein großer Gesang“ gewählt, diese dann aber durch die Eingangsworte aus Hölderlins Gedicht „Patmos“ ersetzt: „Nah ist und schwer zu fassen der Gott…“. Beide Motti, aber auch wie er zwischen den beiden geschwankt hat, symbolisieren das lebenslange Ringen meines Vaters um Gott und mit ihm um „den Sinn-Grund in den Tiefen der menschlichen Existenz und des menschlichen Bewusstseins, in dem Denken und Empfinden, dem Fürchten und Hoffen“, wie er es in seinem letzten Weihnachtsbrief ausgedrückt hat und wie es sich überall in seiner Arbeit als Lehrer und Gelehrter, als Übersetzer, in Briefen, Reden und Gesprächen wiederfindet. Und eben in seiner ganz persönlichen Zusammenstellung dieser Gedichte. Wir legen sie hiermit im seinem Sinne in einem Privatdruck vor.