Ich will eine Eiche sein

Eine lyrische Lebensbeschreibung

von

Mit 19 Jahren, im Sommer 1933, hatte Kurt Kretschmann seine Arbeitsstelle aufgegeben, war nicht bereit, Uniformen zu nähen.
Zurückgezogen führte er sein Leben in einer Laube mit Garten am Rande der Wälder östlich Berlins. Ein Leben in äußerster Bedürfnislosigkeit, aber in Freiheit. In diesen wenigen Jahren bis zur Einberufung in die faschistische Wehrmacht 1936, in dieser kurzen Phase seines selbstbestimmten Lebens, begann seine Dichtkunst. Hier erlebte er Beglückung einer Freundschaft, Muße in der Natur, aber auch Freude beim Abfassen eigener Verse, beim „Verdichten“ von Gedanken, Empfindungen, Erlebnissen.
In der schweren Phase seines Lebens als Soldat im Strafbataillon in den Weiten des Ostens an vorderster Front entstanden wieder Gedichte, Gedichte gegen den Krieg, Gedichte an sein geliebtes Ernchen, sie gaben ihn Überlebenskraft.
Dann die Jahre des Wiederaufbaus, zusammen mit seiner Frau Erna das Wirken für den Schutz der Natur, dieses „Leben in Harmonie“ ließ wieder Gedichte reifen, über die Natur, den Naturschutz, den Vegetarismus, den Pazifismus, und zunehmend über seinen Garten. Aber auch die politischen Ereignisse, die Unvernunft der Menschen. Schließlich die vielen Gedichte der letzten Jahre, meist in schlaflosen Nächten ersonnen, am Morgen bei zuletzt immer schwächer werdendem Augenlicht aufgeschrieben. Sie gaben seinem Leben bis zuletzt Inhalt, geistige Anregung, Auseinandersetzung mit Fragen der Zeit.
Am Ende seines Lebens hinterließ er uns über 300 Gedichte, davon wurden 87 für den Druck ausgewählt, nach Themen geordnet und erscheinen in diesem Lyrikband.