Ikonologie des Zwischenraums

Der Schleier als Medium und Metapher

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Der Schleier fungiert in seinen buchstäblich vielfältigen Erscheinungen und Bedeutungen als Motiv und Metapher des Mediums. Ausgehend von seiner Konjunktur in aktuellen geisteswissenschaftlichen Debatten, werden im vorliegenden Band textile Modelle der Bild- und Textproduktion/-rezeption untersucht, die ästhetische und erkenntnistheoretische Fragestellungen aufs engste verknüpfen.
Der Schleier wird dabei als ein Dispositiv verstanden, das regelt, was und wie es zu sehen und zu wissen gibt. In der Metaphorik des Ver- und Enthüllens spiegeln sich grundlegende anthropologische Deutungssysteme wie jene von Natur und Wahrheit, Geheimnis und Offenbarung oder Körper und Nacktheit. Als Modell der Vermittlung unterläuft der Schleier jedoch die Logik des Dualismus und stellt Elemente für eine Epistemologie des Dritten zwischen Diaphanie und Opazität in Aussicht. Nicht zuletzt deshalb könnte er sich im Rahmen des interdisziplinären Dialogs als master trope einer Mediengeschichte erweisen, die weder gemeinsame strukturelle Probleme von Bild und Text noch ihre jeweilige Besonderheit aus den Augen verliert.

Aus dem Inhalt
Nike Bätzner
Himmlisches Gewebe
Maximilian Bergengruen
Das Unsichtbare in der Schrift
Frank Fehrenbach
Leonardo. Veli sopra veli.
Daniel Fulda
‚Der Wahrheit Schleier aus der Hand der Dichtung‘
Joseph Imorde
Schleier aus dem Nichts
Jeanette Kohl
Schleier. Hülle. Schwelle
Klaus Krüger
Aneignung und Verlust
Patricia Oster-Stierle
Der Textschleier im Bild
Kristine Patz / Ulrike Müller Hofstede
Anziehende Natürlichkeit
Wolfram Pichler / Stefan Neuner
Tintorettos Schwellenkunde
Valeska von Rosen
Verschleierungen
Uwe C. Steiner
Enthüllung zur Unzeit
Nicola Suthor
Triumph, über das Auge, des Blicks
Detlef Thiel
Die Illusionen der Isis
Ralph Ubl
Giorgio de Chirico