Zwar unterstehen helfende Berufe unterschiedlichen professionellen Ansprüchen, spezifischen Regelungen und ethischen Normen. Doch keine Normierung kann einholen, was sich in der Sorge um den Anderen entbirgt: ein Anspruch, der uns beansprucht in dem, was wir sind und wer wir sein können. Im Antlitz des Anderen können wir uns selbst zu jener großen Frage werden, welche gewohnte Vorstellungen von uns selbst als bloße Vor-Stellungen dechiffriert und die Grund-Frage aller Ethik offenbar werden lässt: Die nach dem Ort der Erfahrung unseres Ganz-Seins, die, ob es gut ist zu sein, die nach der Wahrheit unserer Existenz. Rechnendes, vorstellendes Denken, das nur darauf achtet, richtig zu handeln, ist somit für eine reflektierende Soziale Arbeit nicht ausreichend um sich selbst in seinem Tun einzuholen: Die Wissenschaft von der Sozialen Arbeit bedarf eines Denkens, das als erfahrendes das menschliche Dasein in seiner Tiefendimension zur Sprache zu bringen sucht.
Die in diesem Band versammelten Beiträge suchen im Kontext des universalen Verblendungszusammenhangs, in dem jeder Einzelne ebenso wie professionelle Soziale Arbeit agiert, Denken und Erfahrung als emanzipatorischen Prozess, die verbliebenen Spuren von Autonomie freizulegen. In all ihrer Fragmentarität verstehen sie sich als Versuch, die Verantwortung des Denkens wahrzunehmen, den Prozess der Aufklärung weiterzuführen, menschliches Dasein sich selbst zu erschließen und so der Praxis sozialen Handelns und einem humanen Miteinandersein zu dienen.
Die Reflexionen suchen Denken und Erfahrung als emanzipatorischen Prozess, die verbliebenen Spuren von Autonomie freizulegen. Damit soll gleichzeitig der noch jungen, in ihren Grundlagen bisher nicht ausreichend reflektierten Sozialarbeitswissenschaft ein mögliches theoretisches Fundament angeboten werden. Einzelne Fragestellungen aus diesem Themenkomplex sind:
– Reflexionen über den Sinn von Ethik-Codices und Berufsethik einer Sozialen Arbeit
– Der Begriff der Begegnung.
– Gestimmtheit und Gefühl in der Sozialen Arbeit.
– Sozialpädagogische Theorieelemente in Th. W. Adornos „Erziehung nach Auschwitz“
– Phänomenologische Fragmente zur Wahrnehmung der Obdachlosigkeit des Menschen
– Phänomenologische Aspekte einer Dialektik von Geldstruktur und Zeiterfahrung
– Zeitvertreib und Langeweile
– Der Begriff der Verantwortung
– Die Tugend der Achtsamkeit als grundlegendes Ethos der Sozialen Arbeit
– Armut im Kontext einer epochalen Bestimmung des Menschen als eines homo oeconomicus.
- Veröffentlicht am Mittwoch 11. Dezember 2024 von Shaker
- ISBN: 9783844005752
- 206 Seiten
- Genre: 20., 21. Jahrhundert, Hardcover, Philosophie, Softcover