Im bitteren Menschenland

Das gesammelte Werk

von

„Ernst Goll ist ein Dichter. In seine Lyrik braucht man sich nicht erst mühsam hineinzulesen. Ihr Gefühlston ist echt.“
Derart euphorisch begrüßte vor hundert Jahren die deutsche Kritik das Buch „Im bitteren Menschenland“ als Debüt und Vermächtnis eines jungen österreichischen Autors, dessen Name heute kaum noch geläufig ist.
Mit Hugo Wolf hat er den Geburtsort Windischgraz/Slovenj Gradec gemeinsam, mit Trakl und Heym das Geburtsjahr (1887). In seinem jugendlich aufbruchseligen Überschwang erweist er sich als wahrer Zeit- und Streitgenosse des Expressionismus, in seiner stark ausgeprägten Melancholie wiederum als ein würdiger Nachfahre Lenaus – und doch war Ernst Goll zeitlebens ein Solitär, keiner Gruppe zugehörig, keiner Strömung verpflichtet. Ausgehend von einer romantisierenden, weitgehend unpersönlichen Sprache, gelang es ihm innerhalb kurzer Frist, zu einem eigenständigen lyrischen Personalstil zu finden, ehe er 25-jährig seinem Leben freiwillig ein Ende setzte. Durch diesen frühen, tragischen Tod erlangte Golls Gestalt rasch die Aura einer Legende. Verehrt und verklärt, wurde er in seiner Modernität nur selten erkannt. Zum regionalen Klassiker erhoben, wurde er in seiner Heimat zwar viel und gerne gelobt, mit den Jahren jedoch immer weniger und immer oberflächlicher gelesen. Die vorliegende Ausgabe macht sein Gesamtwerk nun zum 100. Todestag des Dichters wieder zugänglich, erstmals in chronologischer Ordnung und erweitert um bislang unbekannte Texte aus seinem Nachlass.