IM FEUERNEBEL

Phantastische Kurzgeschichten

von ,

Die Erzählsammlung IM FEUERNEBEL bietet einen Querschnitt durch Lion Obras Schaffen auf dem Gebiet der Phantastik in den letzten drei Jahrzehnten. Das Spektrum reicht von audiovisuellen Produktionen und bizarren Grotesken bis herauf zu den Erzählmustern mythischen Denkens.
In der Titelgeschichte zeigt sich Obra als Warner vor bedenklichen gesellschaftlichen Entwicklungen. Wie der Bogen beginnt, so endet er auch: Mit einem skeptischen Blick auf die technokratische Intelligenz, die, dem Säugetier-Imperativ verfallen, die Konfrontation der Kooperation vorzieht, und deshalb immerfort hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben muss. Das geht soweit, dass sie selbst das grandiose Ereignis der Metamorphose von toter Materie zu lebenden Organismen, dem sie sich sel-ber verdankt, weder erkennt noch zu würdigen versteht.
Auch in den übrigen Texten bewegt sich Obra nahe an Mythen, Neomythen und Retromythen, wenn er Erzählformen aktiviert, die Gefahr laufen, als Fantasy missverstanden zu werden in einer Zeit, in der selbst Wissenschaftler ersten Ranges der Esoterik näherstehen als der Vernunft, den Menschen neu züchten oder ganz abschaffen wollen, oder auf eine Überwindung ihrer Endlichkeit durch Technik hoffen. Dabei wird gerade in Obras Erzählungen eine bleibende Begrenztheit des Menschen behauptet. Unter anderem deshalb will er die Schönheit von jahrtausendealten Narrationen der Welter-klärung einem breiten Publikum erschließen, indem er ihre bis heute aktuellen Erzählmuster in seinen Geschichten subtil aufgreift und wieder lebendig werden lässt.
Lion Obra hat sich der Phantastik zugewandt, der in seinen Augen originellsten Literaturform, weil sie sich der Simulation von technischen, gesellschaftlichen und kulturellen Zukunftsmöglichkeiten annehmen kann und sich auf diese Weise nützlich macht mit ihren utopischen, dystopischen und heterotopischen Gedankenspielen.