Im Fluss

Miniaturen

von

„Kürzestprosa“ steht in der österreichischen Gegenwartsliteratur in einer guten Tradition: Achleitner, Bernhard, Canetti, Doderer… Unverständlich, warum Schulkinder mit Schmökern wie „Blendung“ oder „Strudlhofstiege“ malträtiert werden, wenn besagte Meister zugleich als Verfasser feinster Kurzgeschichten und Miniaturen zeichneten! Kurze Prosa fordert eine andere Dynamik, zielt wesentlich auf Verdichtung, Komprimierung, Pointierung. Bietet dem Leser dafür Lektüre zwischen den Zeilen, Weiterspinnen des Nichtgesagten …
Günther Kaip darf als ein Experte fürs Kleinräumige in der Prosa hervorgehoben werden, im vorliegenden Fall sind es Fieberphantasien einer surreal-poetischen Reise: Das Motiv des Spaziergängers zieht sich durch den Zyklus, Reminiszenzen an die Müllersche „Winterreise“ (Missglückter Ausflug, Heimkehr, Tränen, Falsche Erinnerung …) klingen an und werden gebrochen … Lediglich der Epilog benötigt mehr als eine Seite, rekapituliert einen Bogen zwischen Wachen und Treiben.