Im Netz der schönen Französin?

Briefwechsel aus den Kriegsjahren 1870/71 im Kontext der Zeit

von

Der Premier-Lieutenant Friedrich Heinrich Pulkowski nimmt als Artillerist am deutsch-französischen Krieg 1870/71 teil. Tag für Tag hält er in einem Oktavheft das jeweils Erlebte fest: Märsche, Gefechte, Quartiere, die Sorge um das persönliche Wohlbefinden, die Begegnungen mit der französischen Bevölkerung. Seine Tagebuchnotizen, vor allem aber die Briefe, die er und seine Frau Anna in den Kriegsjahren wechseln, stehen im Mittelpunkt der Darstellung.
Ihre Briefe sprechen von den Ängsten und der Liebe einer jungen Mutter, die ihren Mann im Krieg weiß und jeden Tag bangt, ob sie ihn jemals wiedersehen wird; sie legen Zeugnis ab, wie sehr sie in Unkenntnis der aktuellen Kriegsereignisse von Zeitungsnachrichten und Gerüchten abhängig ist und spiegeln auf bedrückende Weise ihre Furcht, ihr Mann könne sich in Frankreich mit einer jungen Französin liieren. Seine Briefe geben vor allem Einblick in das zweite Kriegsjahr und die Besatzungszeit preußischer Truppen im Norden Frankreichs. Eingeblendete Zeitungsmeldungen, Kriegsberichte und literarische Zeugnisse beider Nationen sollen Sachverhalte präzisieren und den Ereignissen Plastizität verleihen. Es entsteht auf diese Weise nicht nur ein anrührendes Bild der Briefschreiber, sondern auch ein vielschichtiges Porträt der Zeit.