Im Reich der Fische

Kurzgeschichten

von

‚Und dann ging das Mädchen zur Musikbox. Die hatte ich gar nicht bemerkt. Unbeirrt vom Lachen und Kreischen der anderen schob sie eine Münze in den Münzschlitz, lehnte sich an das Gerät und wartete. Unter dem anhaltenden Klassengeräusch und der Geschichte vom bösen Rolf breitete sich ein Rhythmus aus:Remme-demm-demmm-demm demm, remme-demm-demm-demm demm. Dann wurde irgendetwas gesungen, das ich nicht verstand. Das Gesicht des Mädchens an der Jukebox verklärte sich im Anhub des Refrains: Mo-hon-jaa! Remme-demm-demmm-demm demm, remme-demm-demm-demm demm. Mo-hon-jaa! Remme-demm-demmm-demm demm, remme-demm-demm-demm demm.‘ Eine hypnotisierende Jukebox im Eiscafé der Jugend; tausend muskelbepackte Riesen im Schiffshebewerk Niederfinow; eine Nixe, die es im Baumarkt zu gewinnen gibt; Radu, ein Mann der durch die Häuser geht – Gronius’ Geschichten verlassen den festen Boden der Gewissheiten und treten ein in das phantastische, uneindeutige Reich der Fische, ins Wasser. 15 aberwitzige Kurzgeschichten voller rätselhafter Wesen und kleinen Bosheiten: Durch die Häuser/Auf der Brücke/Das Wirtshaus im Spessart/Einbeiniges Pferd/Das Kind/Die Abkühlung/Heben und Schleppen/Das Reich der Fische/Das Glas/Alte Knaben/Baumarkt/Was weiß ich/Das letzte Wort/Das Unglück/Wo ist Yo?

Jörg W. Gronius, 1952 in Berlin geboren. Er studierte Theaterwissenschaften und arbeitete als Dramaturg und Regisseur. Gronius schreibt Texte über und für das Theater, vor allem Dramen und Libretti. Für die autobiographisch motivierte Romantrilogie Ein Stück Malheur (2000), Der Junior (2005) und Plötzlich ging alles ganz schnell (2007) erhielt er den Ben-Witter-Preis. 2002 erschien die Kurzgeschichtensammlung Das Wunder Hannover im Wehrhahn Verlag, 2003 die Gedichtsammlung Beckfeld Vertigo. Jörg W. Gronius lebt seit 2006 in Saarbrücken.