Träume sind die besten Erzählungen – meinte zumindest der Surrealismus und lieferte nicht immer ganz überzeugende Beispiele für diese Behauptung. Womit Breton & Co – und auch Freud – aber auf jeden Fall recht hatten: Träume sind eine unerschöpfliche Quelle aberwitzigen Humors und absurdester Einfälle. Man muss sie nur noch in die rechte Form bringen: ‚…. ihr Schriftsteller habt es gut, es kann kommen, was will, ihr braucht nur einen Stift und ein Blatt Papier und könnt sofort wieder mit der Arbeit beginnen‘, sagt (nach einem gewaltigen Erdbeben) jemand zum Schriftsteller Erich Hackl – jedenfalls in einer Fian’schen Traumszene.
Diese in erstklassige short storys verwandelten erstklassigen Träume enthalten alles, was wir an unserer Schlafproduktion lieben: Hinrichtungen, Katastrophen, sexuelle Bizarrerien und Wunscherfüllungen der Sonderklasse. Da es sich beim Träumer um Antonio Fian handelt, nimmt es nicht Wunder, dass auch seine Arbeitswelt und seine Kollegen (und Konkurrenten) in unbezahlten Haupt- und Nebenrollen auftreten. Und das Schwierigste an Träumen, ihre Verständlichkeit, diese Frage stellt sich gar nicht erst, denn die Frage nach Sinn und Bedeutung ist ja die Spezialdomäne der Literatur!
So wie Träume diverses (verwandlungsbedürftiges) Material verwandeln, verwandelt der Autor das Roh-material der Träume in Erzählungen. Ist das nicht der Verwandlungsvorgang, den Literatur immer vollziehen muss? Antonio Fian gewährt uns mit diesen Kurzgeschichten einen phantastischen und sehr unterhaltsamen Einblick in die hellwache Wirklichkeit.
- Veröffentlicht am Dienstag 1. September 2009 von Droschl, M
- ISBN: 9783854207580
- 112 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)