Im Zwischenreich der Bilder

Aus dem Leben eines unzeitgemäßen Malers. Zweiter Teil

von

Jetzt, da ich alt bin, da mein Leben hinter mir liegt, da die Kräfte schwinden, da die Glieder schmerzen, da alles langsamer und behutsamer geht, jetzt setze ich mich, Ruhe suchend, zuweilen in einen bequemen Sessel in meinem Atelier, umgeben von meinen Arbeitsgeräten, den Farben und Pinseln, den unfertigen Bildern, den nicht abgeschlossenen Manuskripten, den ungelesenen Büchern und den anderen unerledigten Dingen, die ich in der Muße des Alters zu einem guten Ende bringen wollte, vergebens, und sinne der zerronnenen Zeit meines Lebens nach; dann schließe ich meine müden Augen und überlasse mich träumend den Bildern meiner Erinnerungen, jenen heranwehenden und alsbald ins Nichts zerrinnenden Bildern, jenen wesenlosen herbeigeträumten Schatten, gezeugt in der Erschlaffung meiner Sinne, in der Ermattung meines Geistes; heimlich hinterlegen sie zuweilen im Bewußtsein des Tages ihre Spuren, undeutlich, schemenhaft zwar, aber dennoch oft auf tief Verborgenes in meinem bisherigen Leben Weisendes.