Musikunterricht wird in der Schule häufig weniger ernst genommen als die Fächer Mathematik und Physik. Unser Schulsystem ist leistungsorientiert. Am Ende einer Schülerlaufbahn sollen Ergebnisse sichtbar sein, gemessen an einer ‚objektiven‘ Werteskala, symbolisiert durch Zahlen, ‚Punkte‘ – Zensuren.
Es gibt Lehrer und Lehrerinnen, die sich in ihrer Arbeit von solchen ‚Zensurenzwängen‘ so sehr beeinträchtigt fühlen, dass sie den Arbeitsplatz ‚Schule‘ verlassen. Andere versuchen, trotz Lehrplan und Beurteilungsdruck Freiräume zu schaffen, ‚Formen‘ zu lockern und die individuelle Auseinandersetzung mit Konventionen zu fördern.
Auch in der Musik gibt es Konventionen und Verallgemeinerungen, die des Einzelnen Freiräume beschneiden. Improvisation ist deshalb Voraussetzung für eine praxisorientierte Lehr-/Lernsituation, in der sich Schüler und Lehrer persönlich einbringen und erleben können.
Die abstrakte Zahlenlehre der Mathematik ist bereits so komplex und vom alltäglichen Leben abgespalten, dass ein praxisbezogener Unterricht unmöglich scheint. Im Musikunterricht offenbart sich eine Überbewertung der Theorie meist von selbst – gelangweilte Schüler greifen lieber zum Kassettenrekorder als zu Notenheft mit Blockflöte und Xylophon, präsentiert sich doch die klingende Musik viel effektiver als ihr bloßes Notenbild.
Was war am Anfang? Der Ton oder die Note? Improvisation oder Komposition? Schüler oder Schulsystem?
Die Streitschrift von Helmut Schaarschmidt tritt für eine handlungsorientierte Methode der Musikerfahrung ein. Der Titel Improvisation spricht von selbst. Vor allem für Musikpädagogen und solche, die es werden wollen, sind die vom Autor niedergeschriebenen Gedanken und Fakten rund um die Improvisation eine Herausforderung, die sie nicht missen sollten.
- Veröffentlicht am Montag 21. Oktober 1991 von Riedel-Henck
- ISBN: 9783980234122
- 161 Seiten
- Genre: Film, Musik, Sachbücher, Theater