In der Einsamkeit der Sierra Madre

Erinnerungen und Denkwürdigkeiten des Minero Werner Bindel und seiner Frau Käthchen von Karter

von ,

Werner Bindel (1886-1973) wanderte 1906 nach Mexiko aus und hat dann – mit Ausnahme eines nur wenige Jahre dauernden Aufenthaltes in Berchtesgaden (1931-1934) – sein ganzes Leben als Erwachsener in Mexiko verbracht. Dort hatte er zuerst eine Anstellung in einem Eisenwarengeschäft in der Stadt Durango, im gleichnamigen Bundesstaat, von wo aus er nur drei Jahre später in die Sierra Madre Occidental ritt, mit dem Vertrag einer englischen Erzminengesellschaft in der Tasche. Seinem Aufenthalt im Distrikt Santa María de Otáez folgten weitere Minenstädtchen, darunter Magistral, Sombrerete und zuletzt Chalchihuites, wo er zusammen mit einem Bekannten und späteren Sozius selbst die Minenausbeutung betrieb.
Sein Aufenthalt fiel in die Zeit des Ausbruchs der Revolution in Mexiko im Jahre 1910. Der Norden Mexikos war bis 1929 und mit vereinzelten Aufständen bis 1932 immer in Kriegsereignisse verwickelt: zuerst durch die strategische Militärführung des Guerrillero Francisco (Pancho) Villa, einem Mitstreiter des 1910 gewählten Präsidenten Francisco I. Madero gegen das Regime von Porfirio Díaz, später durch marodierende Überreste des Heeres von Pancho Villa, und zuletzt noch durch die Cristero-Revolte.
In diesen wirren Jahren, in denen auch die Weltwirtschaftkrise empfindliche Einbußen im Erzgeschäft mit sich brachte und die Erzausbeutung fast zum Erliegen kam, besann sich Werner Bindel in Durango seiner kaufmännischen Fähigkeiten und versuchte sich, je nach politischer und wirtschaftlicher Lage, nicht nur in der Organisation des Erztransportes, sondern ebenso im Handel mit Metallen und Grundnahrungsmitteln (Mais, Bohnen, Weizen usw). 1922 heiratete er die damals 17 Jahre alte Käthe von Karger aus Prenzlau in der Uckermark und nahm sie mit sich nach Chalchihuites, einem kleinen Ort, der für etwa zehn Jahre ihr Zuhause wurde. Sein späterer Lebensmittelpunkt war Mexiko-Stadt.