In einem Anfang war die Liebe Gewalt

Tagebücher

von

»Könnte ich doch nur in Ekstase leben, indem ich den Körper des Gedichts aus meinem Körper mache…« Diese programmatische Zeile aus einem der letzten Gedichte Alejandra Pizarniks (1936–1972) faßt das Drama ihres kurzen Lebens zusammen und umschreibt zugleich ihren Schaffensprozeß als das konsequente Schreiben an einem selbstmörderischen Werk. Alejandra Pizarnik, junges Ausnahmetalent und Enfant terrible der literarischen Szene von Buenos Aires in den 50er und 60er Jahren, gilt heute als die bedeutendste jüdische Dichterin der Kontinente übergreifenden spanischen Sprache der klassischen Moderne und ist sicherlich eine der eindrucksvollsten lyrischen Stimmen Lateinamerikas. Ihre künstlerischen Notate von 1955–1971 sind das eindrucksvolle Dokument einer rundum katastrophischen Existenz, deren unerbittliches Ringen um die Sprache nur im rauschhaften Nachtleben oder in der bedingungslosen Hingabe an ein verstehendes Gegenüber, gleich welchen Geschlechts, zu stillen war – mit Sicherheit einer der faszinierendsten Tagebuchtexte des 20. Jahrhunderts.