In Hafenkneipen trifft sich gern, der Ringelnatz mit Morgenstern

Lyrische Kapriolen und Karikaturen

von

Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz – haben sich die beiden Dichter wirklich getroffen? Vielleicht. Historiker und Literaturwissenschaftler werden sich in dieser Frage nicht festlegen. In den humoristischen Gedichten von Joachim Klinger jedoch begegnen sich die beiden. Sie schließen Freundschaft, trinken zusammen, tauschen Verse aus: »Ringelnatz und Morgenstern / lesen ihre Verse gern, / wechselseitig und zwar laut, / was sie jederzeit erbaut. / Wohingegen die Kritiken / sie meist weniger erquicken.«
Klinger greift den witzig-grotesken, aber auch hintersinnigen Duktus Morgensterns und Ringelnatz’ auf, baut geschickt Motive und Figuren aus deren Lyrik wie Palmström, Korf und Graf Wittgenstein mit ein. Die Kunstfiguren verselbständigen sich und treffen schließlich auf ihre »Erfinder«. Klinger läßt die Dichter in seinen Gedichten lebendig werden, zeichnet Lebenssituationen nach und fabuliert über mögliche gemeinsame Ereignisse.