Indonesische Kunst der Gegenwart

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In der indonesischen Kunst der Gegenwart sind Politik und Ästhetik aufs Engste verbunden. Die Kunstproduktion etabliert in ihrer thematischen und formalen Pluralität eine Eigenständigkeit, die aus dem bis heute andauernden dynamischen Prozeß der Abarbeitung an kolonialen und postkolonialen Herrschaftsstrukturen hervorgeht. Yvonne Spielmann befaßt sich in ihrem Buch mit indonesischer Gegenwartskunst, die aus synkretistischen Mischungen javanischer, malaiischer und chinesischer Elemente hervorgeht und diese mit dem Hinduismus, Buddhismus und dem Islam in narrativen und visuellen Anlehnungen verbindet. Außerdem ist diese Kunst geprägt von Einflüssen des Westens und von Einflüssen auf den Westen, der Geschichte des Kolonialismus und der Herausbildung von Nationalität und Identität.

In Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschafts- und religionskritischen, sozialen und politischen Themen werden traditionelle Techniken und Materialien neu interpretiert. Batik, Holzschnitzerei, Tanz und vor allem das javanische Schattenpuppentheater werden mit Comic und Manga, mit Graffiti und Werbung, mit Elementen der Popkultur in der Skulptur, der Installation, den Mixed Media, der Street Art und Fotografie, im Video sowie in der Performance kombiniert.

Yvonne Spielmann diskutiert in ihrer Studie den Stellenwert indonesischer Kunst der Gegenwart, die seit den 1990er Jahren zunehmend an Kunstereignissen im asiatisch-pazifischen Raum und weltweit an Biennalen, Auktionen, Messen und internationalen Ausstellungen mit wachsendem Erfolg beteiligt ist. Diese Initiativen von Kuratoren, Galerien, alternativen Kunstprojekten und Sammlern verändern die weltweite Perspektive hin zu einem asiatisch konnotierten Umfeld und steigern den Marktwert. Aus dieser Position heraus gewinnt die indonesische Kunst ihre globale Relevanz in der Gegenwart.

Yvonne Spielmann ist Dekanin der Fakultät Bildende Kunst am Lasalle College of the Arts in Singapur und Autorin zahlreicher kunst- und kulturwissenschaftlicher Veröffentlichungen, unter anderem zu Hybridkultur und Video.