Italien. Die letzten Jahre

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Riccardo Onorato, 33, hat nach dem Abitur in Florenz Kunstgeschichte studiert. Dass der Arbeitsmarkt generell weniger Kunsthistoriker als Ingenieure nachfragt, nahm er von Anfang an wissend in Kauf. Bis dato hatte sich aber für Universitätsabsolventen jeder Fachrichtung noch immer ein vernünftig bezahlter Job in Festanstellung gefunden, wenn man offen an die Sache heranging und über das studierte Fach hinaus in anderen Bereichen suchte. 2009, mit dem Masterabschluss in der Tasche, stellte sich die Lage nicht nur für Riccardo Onorato anders da. An eine Festanstellung war nicht zu denken, über vier Jahre hielt er sich mit immer wechselnden Gelegenheitsjobs über Wasser, vom Gärtner bis zur Aushilfstätigkeit am Flughafenschalter war alles dabei. Was alle diese Beschäftigungsverhältnisse miteinander verband, war ihre schlechte Bezahlung und das Risiko, von einem Tag auf den anderen gekündigt zu werden. Riccardo Onorato sehnte sich nach wirtschaftlicher Stabilität, und er ist mehrsprachig. Dank seiner soliden Deutschkenntnisse fand er schließlich eine Anstellung als Vertriebsingenieur in einem auch in Deutschland ansässigen internationalen Unternehmen. Wie viele junge und gut ausgebildete Südeuropäer lebt und arbeitet er nun in Nordeuropa. Die Familie, die Freunde, das Dorf in den Bergen – all das vermisst er. An der grundsätzlichen Fähigkeit der politischen Klasse Italiens, das Land wirtschaftlich wieder auf die Beine zu stellen, hat er große Zweifel. Wie es für ihn persönlich weitergeht, ist noch ungewiss.