Es war bei der Vorbesprechung zu einem Krimi-Leseabend, als Andrea Wolfmayr meinte, sie könne eventuell etwas über Jack Unterweger sagen. Dass daraus ein Projekt entstehen würde, das über ein Jahr lang ihr Denken, Tun und Schreiben bestimmte, konnte niemand ahnen. Doch nun liegen sie vor – die Reflexionen über das Böse, Erinnerungen und schonungslose Aufarbeitung der Beziehung zu einem Mörder. Und nein – das Thema ist noch lange nicht ausgeschrieben, denn es geht nicht nur um Jack Unterweger. Es geht um eine Gesellschaft, in der Menschen ihren Platz nicht finden können.
„Heute, wenn ich so nachdenke über Jack, wird’s mir weder unheimlich noch gruselig – ich spür gar nichts mehr. Weder Antipathie noch Sympathie. Es war, er war, das ist alles. Es war grauenhaft, was er getan hat, und was genau und wieviel wissen wir nicht und werden es nie wissen. Heute jedenfalls kann ich, für mich, ganz persönlich, behaupten, dass ich meinen Frieden geschlossen habe mit Jack. Ich hab eine Menge gelernt in der Auseinandersetzung mit ihm und „seinen“ Morden. Ich hab über ihn und von ihm gelesen und habe unzählige Filme und Tondokumente durchgearbeitet. Es hat sollen sein. Ich musste anscheinend da durch, ich hatte so viel vergessen und verdrängt, das musste raus.“ (Andrea Wolfmayr)
Um Achtlosigkeit, wo Achtung vonnöten wäre. Um Desinteresse, wo es Wertschätzung bräuchte. Um unsere Zeit – die Zeit der Narzissten.
- Veröffentlicht am Dienstag 4. September 2018 von edition keiper
- ISBN: 9783903144651
- 200 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur