Wenn ein dichtender Kellner mit Liebeskummer, ein gescheiterter Privatgelehrter, eine Radiomacherin, für die selbst das Prekariat ein Aufstieg wäre, ein vereinsamter Wirtschaftsnomade und ein ausgemustertes Politikerdouble einander abends an der Bar begegnen, verspricht das vor allem eines: Jammern auf hohem Niveau.
Sprachspielerisch und wortgewaltig folgt Markus Köhle seinen Protagonist_innen in die Untiefen der Bierpipeline, jener Bar, wo die großen Fragen des Lebens verhandelt werden – bis an den Punkt, an dem Ironie zweifellos lässig, doch auch leicht bitter, Reflektiertheit souverän, doch mitunter recht einsam und »Potenzial«vor allem wie ein Synonym für all
das klingt, was im besten Fall noch vor einem liegt.
Doch wer jammert, hat längst nicht aufgegeben. Immerhin zählt man sich selbst noch nicht zu den jenen Gestalten, die nur ihrem »Prostpflaster« zusprechen und die Theke mit Biergedichten übersäen. Um erst gar nicht auf diese Bahn zu geraten, tun sich die Jammernden bei ihrer Suche nach dem Glück zusammen und entwickeln einen genialen Plan, um den geballten Widernissen des Alltags mit vereinten Kräften zu trotzen.
Mit treffsicherer Leichtigkeit gelingt es Markus Köhle ein Geflecht von Monologen zu entwickeln, in denen sich konkrete Poesie, Sozialkritik und dunkelbunter Humor gegenseitig befeuern. Das Ergebnis ist ein so schonungsloser wie unterhaltsamer Blick auf die wahren Verhältnisse des Kulturschaffens: denn »lecker ist der Komparativ von leck«.
- Veröffentlicht am Sonntag 10. November 2024 von Sonderzahl
- ISBN: 9783854494843
- 160 Seiten
- Genre: Belletristik, Erzählende Literatur