Die deutschen Universitäten sind in der Krise. Und das nicht erst seit gestern. In der öffentlichen Diskussion wird meist die jahrzehntelange Unterfinanzierung als entscheidende Ursache dafür angesehen, dass deutsche Hochschulen in internationalen Vergleichen nur selten ganz oben mitspielen können. Klar ist, dass notorischer Finanzmangel an der Substanz zehrt, die Akteure zermürbt und wertvolle Ressourcen bindet. Wulf Diepenbrock geht in seiner Diagnose zur Lage der Universitäten aber noch einen Schritt weiter: Die aktuelle Krise ist nicht in erster Linie eine Finanzkrise, sondern eine Orientierungskrise. Denn die Universitäten werden mit vielfältigen und nicht selten widersprüchlichen Erwartungen konfrontiert, auf die sie meist sehr kurzfristig reagieren müssen. In dieser Situation ist im Laufe der Zeit die Vorstellung darüber, was die eigentlichen Aufgaben der Universität sind, verblasst. In den hier versammelten Reden und Aufsätzen weist Wulf Diepenbrock immer wieder darauf hin, dass die deutschen Universitäten nur dann eine Chance haben, ihren internationalen Ruf zurückzugewinnen, wenn sich alle Akteure darauf besinnen, dass die Pflege der Wissenschaft in Forschung, Lehre und Studium die Kernaufgabe der Universität ist. Dass eben dies im Alltag nicht immer ganz einfach ist, zeigt Diepenbrock an einigen Beispielen anekdotenhaft. Schließlich macht Diepenbrock in einem Ausblick auf das Jahr 2020 deutlich, dass gerade im drastischen Rückgang der Studierendenzahlen die Chance auf die Rückbesinnung der alten Werte und damit der alten Stärke liegen könnte.
- Veröffentlicht am Freitag 8. Oktober 2010 von Universitätsverlag Halle-Wittenberg
- ISBN: 9783869770222
- 232 Seiten
- Genre: Autobiographien, Biographien, Geschichte, Sachbücher