Jenseits der weißen Linie

Roman

von

Belgrad, Anfang der sechziger Jahre. Jana ist erst sieben, ihr Bruder elf, als die alleinerziehende Mutter sie zurücklässt und nach Deutschland geht, um ihrer Arbeitslosigkeit und Armut in Titos Jugoslawien zu entkommen. Über den Verbleib des Vaters erfährt Jana jahrelang nichts. Bald werden auch die beiden Kinder voneinander getrennt, und die Familie zerfällt endgültig.
Das Mädchen wächst in der Provinz auf, bei der Großmutter in einem winzigen Dorf des heutigen Serbiens. Oma Daras warmherzige Obhut gibt dem Kind die ersehnte Geborgenheit einer Familie.
Doch dann holt die Mutter das Mädchen zu sich nach Deutschland. Jana bemüht sich, in der neuen Welt, von der sie bisher nur träumen konnte, anzukommen. Aber noch ehe sie beginnen kann, Deutsch zu lernen, beschließen die Behörden die Ausweisung, und das Mädchen wird erneut von der Mutter getrennt. Für weitere drei Jahre kehrt Jana nach Jugoslawien zurück, ab jetzt ist sie in beiden Kulturen eine Fremde.
Als sie Anfang der siebziger Jahre endgültig nach Deutschland zieht, gerät sie bei der Suche nach sich selbst in schwere Konflikte.
Die Figur des Vaters und sein Schicksal bleiben für das Kind rätselhaft, denn niemand war bereit, darüber zu sprechen. Erst Jahre nach seinem Verschwinden darf Jana ihn besuchen, aber der Ort, an dem dies geschieht, ist ein Ort des Schreckens – ein Zuchthaus.
Die Autorin konfrontiert den Leser mit der Verwundung, entstanden an frühen Wendepunkten im Leben eines Kindes und während seiner immerwährenden Suche nach Familie, Heimat und Identität. Doch der intensive autobiographische Roman ist alles andere als ein Jammern und Klagen. In ruhigen, fast stillen Bildern schildert die Autorin das real Fürchterliche, den Stoff der eigenen Erinnerung, und stellt sich der Wucht des Schmerzlichen.