“Was bewegt denn unsere Herrscher und Tyrannen, die Cholos und Indios von Küste und Sierra für Tiere halten, deren Musik und deren Tänze sie nur von fern und dann mit Ekel hören und sehen, in denen sich doch unser Vaterland in seiner ganzen Großartigkeit und Sanftheit ausdrückt? Wenn sie bisher nicht fähig waren, diese Sprache Perus, unseres uralten und einzigartigen Landes zu verstehen, verdienen sie doch zweifellos nicht, es zu regieren.
Und ich glaube, sie haben es schon erahnt oder verstanden. Sie versuchen jetzt, den Indio zu verderben, indem sie ihn mit dem Gift der Profitgier impfen, und ihm seine Sprache, seine Gesänge und Tänze, seine Wesensart rauben und ihn in einen erbärmlichen Nachahmer und unglücklichen Menschen ohne Sprache und ohne Brauchtum verwandeln. Durch Hunger zwingen sie die Indios von den Höhen herab und pferchen sie in die Vororte der Städte voller Staub, Hitze und dem Gestank von Exkrementen.”
(Zitat aus José María Arguedas: El Sexto. Lima 1957, 6. Aufl. 1980, S.92f)
José María Arguedas wurde 1911 in dem Andendorf Andahuaylas in Peru geboren. Er verfasste seine Romane auf Spanisch, seine Lyrik hingegen auf Quechua. Er studierte in Lima, arbeitete als Lehrer, übersetzte Quechua-Texte und schloss 1950 sein Studium der Anthropologie ab. Er gilt als prominentester Vertreter des literarischen Indigenismus und unermüdlicher anthropologischer Erforscher der Kultur der Andenvölker. Seine ersten Erzählungen erschienen bereits 1935. Die Veröffentlichung der Romane ab 1958 und deren Übersetzungen machten ihn auch über die anthropologischen Forschungen hinaus international bekannt. 1969 beging er Selbstmord.
- Veröffentlicht am Freitag 28. November 2014 von Shaker Media
- ISBN: 9783868587883
- 338 Seiten
- Genre: Belletristik, Deutsch-Spanisch, Zweisprachige Ausgaben