Journal – Erinnerungen aus dem literarischen Leben 1851-1896

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Hier lauert das Ur-Wikileaks aus ersten Händen – ebenso gefürchtet, und noch fünfzig Jahre nach dem Tod der „Menschensammler“ verboten und verfolgt.
Der Name Goncourt ist den meisten Literaturliebhabern nur noch im Zusammenhang mit dem alljährlich vergebenen Prix Goncourt bekannt, der höchsten Auszeichnung, die in Frankreich ein neues literarisches Werk erreichen kann. Doch die Brüder waren nicht nur Gründer der Académie Goncourt, sie nahmen auch sehr freizügig am kulturellen und gesellschaftlichen Leben im pulsierenden Paris teil. Auf Vernissagen, Soireen und vor allem bei den Salongesprächen und Tafelrunden ließ sich allerlei Geraune und Geplauder aufschnappen, Verschwiegenes wie Weitergetragenes, von den Brüdern, gleich Mitschnitten, lebhaft dokumentiert.
Edmond und Jules de Goncourt, Lebemänner des 19. Jahrhunderts, legten all die kleinen Geheimnisse offen – vertuschte Süchte, sexuelle Vorlieben, oder gar dreiste Vorteilsnahmen bei kläglichen Eigengedanken in Kunst, Politik und Wissenschaft. Ohne Rücksicht auf freundschaftliche Bande, fern jeder Diskretion, erzählen sie allerlei Skandalöses über die Hautevolee der damaligen Zeit.
Zu Gast, ob freiwillig oder nicht: Napoleon III., Prinzessin Mathilde, Rothshild, Gustav Flaubert, Charles-Augustin Saint-Beuve, Ivan Turgenjew, Heinrich Heine, Hippolyte Taine, Théophile Gautier, Ernest Renan, Friedrich Nietzsche und viele andere.
Die Lesung: Vierzig Jahre, gepresst in eine Stunde. „Das Tagebuch ist unsere allabendliche Beichte“, schreibt Edmond in seinem Vorwort.