Wie man quasi an so einem unansehnlichen Ding vorbei Landschaftsfotografie machen kannImmer wieder werden künstlerische Ansätze radikal in Frage gestellt, machen sich junge Künstler auf, Sehgewohnheiten und Vertrautes über den Haufen zu werfen. Jürgen Naber arbeitet als Werbefotograf. Mit dem vorliegenden Projekt »Stops«, das Buswartehäuschen in Norwegen zeigt, legt der Kölner Fotograf sein erstes Fotobuch vor. Der berühmte Berliner Galerist Rudolf Springer war es, der Michael Schmidt beim ersten Durchblättern seiner Mappe vor Jahrzehnten gesagt hatte, »das ist langweilig, das ist gut, das nehm’ ich« und ihm eine Ausstellung ausrichtete. Ähnlich geht es einem mit der Serie »Stops« von Jürgen Naber, die Bushäuschen sind banal, vermitteln den Eindruck als stünden sie einfach überall nur so herum. Sie rufen dadurch natürlich das wohlbekannte Schema der Serialität auf, doch wer sich in der Betrachtung vertieft, kann auch noch entdecken, »wie man quasi an so einem unansehnlichen Ding vorbei Landschaftsfotografie machen kann« – so Jürgen Naber. Das beinhaltet die Umkehrung des enzyklopädischen Gedankens dokumentarischer Fotografie und ist ein intelligenter Ausweg aus der Falle Serialität. Zudem sind so die lähmenden Effekte jener in die künstlerische Fotografie zurückdrängenden Schule vermieden, die in den letzten Jahren immer mehr darauf zu verfallen scheint, zwar nicht den Pinsel zu schwingen, aber immer eifriger an den Pixeln zu drehen.