Julien Offray de La Mettrie (1709-1751) war als Materialist und Atheist ebenso gepriesen wie verschmäht, und es war vornehmlich ein Werk, das den Widerspruchsgeist eines ganzen Zeitalters herausforderte – der „L’Homme machine“. Als Kontroversschrift ist dieser Text bei La Mettrie keinesfalls singulär. Er wurde es allerdings in den ideologischen und weltanschaulichen Debatten von mehr als zwei Jahrhunderten, in denen er eine Popularität erlangte, die das Bild seines Autors nachhaltig geprägt hat.
Zweifellos war das Denken des „philosophe“ La Mettrie wesentlich reicher an Facetten und Schattierungen, als seine historische Stigmatisierung glauben machen will. Eines jedoch hatte der „L’Homme machine“ mit allen anderen Schriften gemeinsam. Wo immer La Mettrie sich zu Wort meldete, durfte man auf pointiert vorgetragene unorthodoxe Thesen gefaßt sein, und das hatte nicht nur mit französischem Esprit zu tun.
Es war die Ironie der Zeit selbst, die La Mettrie zum Sprechen brachte, indem er als sensibler Beobachter wahrnahm, was über deren Grenzen bereits hinauswies, oder als Arzt dort bedenkliche Nebenwirkungen diagnostizierte, wo noch die Euphorie eines ungebremsten Fortschritts Heilung versprach.
- Veröffentlicht am Montag 23. Februar 2004 von Berliner Wissenschafts-Verlag
- ISBN: 9783830505587
- 223 Seiten
- Genre: Aufklärung, Philosophie, Renaissance, Taschenbuch