Es ist das Licht, das die Fotografin Amélie Losier in ihren Bildern inszeniert, zum Anhaltspunkt ihrer Blickrichtungen nimmt und Regie führen läßt. Fasziniert von einer trotz der hohen Häuserschluchten Manhattans alles erfüllenden Helligkeit begreift Losier die Stadt als eine Art metaphorisches Konstrukt. Collagenartig verschmelzen Passanten, Autos, Schilder, Gebäude, Fensterdurchsichten und -spiegelungen zu einem kubistisch anmutenden Gebilde, in dem sich Zeit, Perspektive und Ordnung im Raum aufzuheben beginnen. Momente, Begegnungen, Menschen, Farben, Formen durchdringen und überlagern sich.
Letztlich waren es die Frauen, die Losier in New York gesucht und gefunden hat, möglicherweise angetrieben aus einem Selbstverständnis oder der persönlichen Selbstbefragung heraus. Mit Charme und Witz offenbaren sich Losiers Protagonistinnen ihrem eigenen Portrait vor der Kamera, in einem kurzen Moment nur, einer Art von Posieren, sich positionieren, jedoch mit stolzer und aufrechter Haltung. Wie begegnet man dieser Stadt? So direkt wie möglich, manchmal auch etwas zögerlich, vielleicht auch skeptisch, belustigt oder herausfordernd. Es sind kluge Frauen, schöne Frauen, normale Frauen, einfach nur Frauen, die Losier getroffen hat.
Amélie Losier hat in ‚Just like a woman‘ versucht, mit ihren ganz eigenen fotografischen Mitteln den charakteristischen Elementen und Besonderheiten New Yorks auf die Spur und der psychologischen Physiognomie dieser Stadt möglichst nahe zu kommen. Nicht das Abbild, nicht ein Abdruck, sondern das erzählerische Moment, eine Stimmungslage und atmosphärische Instanz erschienen ihr maßgeblich zu sein für das intuitive Erfassen und Begreifen dieses Ortes, wie sie ihn gesehen und empfunden hat.