Franz Kafka hatte nie wirkliches Vertrauen in seine körperliche Verfassung. Seine hypochondrische Selbstbeobachtung registrierte vieles, doch blieb ihm die eigene Tuberkulose, die er als Verschwörung von Hirn und Lunge verstand, lange verborgen. Die Tuberkulose wurde nach eigener Einschätzung durch seinen Lebensstil förmlich erzwungen, wenn nicht sogar herbeigeschrieben. Als er die Diagnose erfuhr, fühlte er sich befreit. Die reale Krankheit holt die ihr verliehene Bedeutung bald ein. Ähnlich dem Landvermesser K. musste Kafka erkennen, dass nichts sinnloser war als die mit der Krankheit gewonnene Freiheit. Das Buch von Johannes Groß befasst sich mit dem „Krankheitsgewinn“, den Kafka der Tuberkulose zuschrieb, und mit vielen anderen Facetten von Krankheit im Werk dieses Autors, die in der Kafka-Forschung bislang keine umfassende Beachtung gefunden haben. Viele Textdetails liefern die Grundlage für einige überraschende Zusammenhänge und verweisen auf eine Welt voller Makel, in der Krankheit und Macht in einem aufschlussreichen Verhältnis zueinander stehen.
- Veröffentlicht am Donnerstag 12. April 2012 von LiteraturWissenschaft.de
- ISBN: 9783936134285
- 115 Seiten
- Genre: Autobiographien, Biographien, Kunst, Literatur, Sachbücher