KALEBASSE VOLLER WEISHEIT

Afrikanische Geschichten und Lebensweisheiten

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Das Geschichtenerzählen ist ein alltägliches Ereignis für die Mehrheit der Afrikaner, die noch relativ abgeschlossen, fern von Städten und der Industrialisierung leben und von den Massenmedien nicht erreicht werden. Hier machen – neben dem täglichen Klatsch und Tratsch – Volksmärchen einen wichtigen Teil des gesellschaftlichen Lebens aus. Sie bieten dabei gleichermaßen ein Element der Erziehung als auch ein Element der Freizeitgestaltung. Natürlich werden sich die Gesprächsstoffe tagsüber eher am Klatsch und Tratsch orientieren. Das eigentliche Märchen wird eher abends erzählt. Es ist mehr, als nur eine Geschichte zu erzählen und dient neben der Unterhaltung gleichzeitig der Erziehung. In der Regel haben diese Geschichten also eine Moral, die für die Kinder aufbereitet wird. Außerdem werden die Märchen nicht erzählt, sondern regelrecht inszeniert: das Geschichtenerzählen umfasst dabei die eigentliche Erzählung, ein Rollenspiel und natürlich das Trommeln mit entsprechendem Gesang. Der Erzähler erzählt dabei nicht nur, sondern schafft die Charaktere neu, stellt sie dar, malt die Szene aus und baut die Handlung auf. Nicht erst beim Rollenspiel wird alles so natürlich wie möglich dargestellt. Wenn also in der Geschichte ein Vogel schreit, so ahmt der Erzähler das entsprechend nach. Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt. Die Geschichte kann abgeändert werden oder aber frei erfunden sein, nur die abschließende Moral bringt deutliche Richtlinien für verantwortliches und soziales Verhalten zum Ausdruck und ist somit von Anfang an festgesetzt.