Karoline von Günderrode

Eine Tragödie aus der Zeit der deutschen Romantik

von

„In der dreizehnten seiner dramatischen Dichtungen stellt Steffen die Freundin Clemens Brentanos, Karoline von Günderrode (1780-1806), in den Mittelpunkt eines tragischen Erlebens. Tragisch ist der Heimgang der Zarten nur für den Hinterbliebenen, für Albert Steffen, der Karolinens Geist über die Todespforte hinaus verfolgt, bedeutet das Drama eher Trostdichtung, Auferstehungsfeier, Mystik kennt keine Schranken. Der Denker Steffen waltet souverän, nur seinen Zielen zugewandt. Nur der Form erweist er Ehre; vom dramatisch Gesetzlichen bis zur Lauterkeit, bis zum Maß des Blankverses, ja, bis zum Wohlklang des Wortes als Träger des Tief- Gedanklichen. In dem zartfühlenden Friedrich Creuzer, dem Deuter von Karolinens innerer Schau, sieht Steffen einen kongenialen, gütigen Menschen, der jedoch das Opfer einer Entsagung von Amt und Ehren für Karoline nicht zu ertragen vermöchte. Den inneren Zwiespalt löst ihm nur eine Fiebervision. In ihrer Darstellung zeigt Steffens dichterisches Vermögen seine hohe Kraft, in der Lösung zugleich auch, welch Mitempfinden da für die Gestalten glüht. Es ist, als gehorche unser Dichter selber dem Gebot des Zeus: ‚Abtragen sollst du meine Schichten, bis sie zu einem Buch geworden sind, worin das heilig-fromme Altertum als Wissenschaft gerettet ist. – Und wird sie in den Herzen leben?. Ja, wenn du Treue hältst der Poesie.'“ (k. in „Neues Winterthurer Tagblatt“, Winterthur, 7.12.1946).