Kein Schnaps für Tamara

von

«Mein Blick fiel auf die Handtasche des Mädchens. Ich fingerte am Verschluß herum und fuhr zusammen, als er mit unerwartet lautem KLICK! aufsprang. In der Tasche roch es nach gutem Parfum, und es herrschte einige Unordnung. Zwischen allerlei Krimskrams lag ein kleiner Spiegel; er sah halb aus seiner Saffianhülle hervor. Ich wollte ihn ganz hineinschieben, aber es gelang nicht. Also zog ich ihn völlig heraus und schüttelte die Lederhülle.
Ein zerknicktes Foto fiel heraus. Es zeigte einen jungen Mann in Wehrmachtsuniform. Auf der Rückseite stand: ‹Für Tamara. H. B.›
Warum ich das Bild hastig einsteckte, ich hätte es in diesem Augenblick nicht zu begründen vermocht. Weil ich die Besitzerin dieser Handtasche tot im Zug aufgefunden hatte? Weil ich sicher war, ihr Gesicht irgendwo einmal gesehen zu haben? Ich wußte es selber nicht.»

Es ist auch wirklich schwer einzusehen, warum sich ein junger Werbekaufmann völlig unaufgefordert in die Ermittlungen einschaltet, die der Tod einer Unbekannten auslöst. Er will auch schon aufgeben. Aber dann sieht es auf einmal aus wie Selbstmord. Er wird neugierig, fragt, stöbert – und schöpft Verdacht: Ist die junge Ausländerin etwa ermordet worden? Dann wäre die Aufklärung endgültig allein Sache der Polizei. Aber da kann er schon nicht mehr zurück, weil er sich zu weit vorgewagt hat.