Kellers Weihnachten

Roman einer Familie

von

Weihnachten, das Fest des Friedens und der Familie, birgt eine Menge Sprengstoff in sich. Hermann Keller, der Erzähler, ist zwar im „wohlverdienten Ruhestand“ und Hedwig, seine Frau, ist der aufreibendsten Hausfrauenpflichten enthoben; denn ihre drei Kinder sind erwachsen, „aus dem Haus“ und selbst-ständig. Sorglos könnten die Kellers ihren Beschäftigungen in Haus und Garten nachgehen, stände nicht Weihnachten vor der Tür. Doch Weihnachten ist immer noch eine Herausforderung für familiäre Logistik und ein explosives Spannungsfeld nicht ausgetragener Konflikte. Herr Keller erinnert sich und gleicht seine Erfahrungen mit denen seiner Frau ab. So entstehen sechs „Weihnachtsgeschichten“ und eine Familiengeschichte, in der sich Zeitgeschichte und Kulturgeschichte spiegeln.

Hermann Keller war grade neun Jahre alt, als die Familie nach Evakuierung und Kriegsge-fangenschaft wieder zusammenkam und trickreich versuchte, etwas auf die Teller zu bekommen, hoffnungsvoll die Christmette besuchte und innere Spannungen zu über-spielen suchte. Ein weiteres Kapitel ist jenem Weihnachten 1961 gewidmet, als er als Rheinländer seine aus Schlesien stammende Braut umwarb, sich als frisch Verliebter fremd in der eigenen Heimat fühlte und nur litt. Ein richtig idyllisches Weihnachtsfest mit Vater,Mutter und erstgeborener Tochter hätte die junge Keller-Familie 1967 feiern können, wenn nicht Schwiegereltern und Eltern ihre Ansprüche angemeldet hätten und politische Kontroversen zu befürchten gewesen wären: Rückblicke auf Krieg und Vertreibung, Ausblicke auf einen epochalen Wahlkampf. Später, in den achtziger Jahren, als die Keller-Kinder größer wurden, nicht mehr so recht an das Christkind glaubten und ihre Fragen stellten, wurde Weihnachten zum Balanceakt. Die Balance ging verloren, als an einem soge-nannten „Heiligen Abend“ offener Streit aus-brach und das Fest abrupt endete. Es dauer-te lange, bis die Wunden geschlossen waren. Manches spricht dafür, dass sich jetzt – im Jahr 2003 – die Gegensätze zu einem har-monischen Klang verbinden. Trotzdem ist Mutter Hede skeptisch.

Natürlich hat der Roman sein Fundament im wirklichen Leben. Doch wird nicht erzählt, „wie es wirklich gewesen ist“. Die Personen sind literarische Figuren selbst da, wo sie lebendige Vorbilder haben. Und die Dialoge – sind erfunden und den Figuren angepasst. Nur die Orte – die Seidenstadt, die Domstadt, Landeshauptstadt und die Bundeshauptstadt – gibt es oder gab es.

Über den Autor
Theodor Pelster, 1937 in Krefeld geboren und dort aufgewachsen, studierte Germanistik, Geschichte, Philosophie und Sport in Bonn und wurde mit einer Arbeit über den Stil der politischen Rede promoviert. Seit 1965 unterrichtete er an einem Krefelder Gymnasium, wurde Fachleiter für Deutsch am Krefelder Studienseminar und Referent für Lehrerfort-bildungsveranstaltungen in den alten und neuen Bundesländern. Er ist Autor und Mit-Autor mehrerer Unterrichtswerke. Als freier Mitarbeiter der Volkshochschule Krefeld führt er Literatur-Seminare und Autorenlesungen durch. Er ist Mitbegründer des seit 1992 jährlich zu vergebenden Niederrheinischen Literaturpreises und seit 1997 Vorsitzender der Jury.
Seit 1965 verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern, hat er Familie auf vielfältige Weise erlebt.