Kinderlähmung 2.0

Novelle

von

Carmen Oppermann und Moritz Leushuis begegnen sich auf einer Singlebörse im Internet. Beide haben ihre midlife-crisis hinter sich, beide sind Lehrer und beide sind beziehungs- und ehegeschädigt. Da sie einander auf Anhieb mögen, gehen sie eine Beziehung ein, die wegen der unterschiedlichen Wohnorte allerdings nur an den Wochenenden gelebt werden kann. Moritz’ Kinder sind längst flügge, während zu Carmens Haushalt noch die Söhne Raoul (19) und René (14) gehören. Letzteres ist der Grund, weshalb das Paar die Wochenenden in der Regel in Carmens Haus verbringt. Die Familie, in die Moritz da gerät, erweist sich allerdings nach und nach als hochproblematisch. Die Söhne verfolgen rücksichtslos ihre persönlichen Vorteile. Raoul, der ältere, empfindet Moritz zudem als Konkurrenten um seinen Rang bei der Mutter. Diese blendet die Schattenseiten ihrer Söhne konsequent aus. Insgesamt nimmt sie ihnen gegenüber eine Haltung ein, in der sich Indifferenz und Angst mischen. Sie leugnet die emotionale Verwahrlosung ihrer Kinder und flüchtet sich in Rationalisierungen. Moritz ist nicht bereit, sich dieser Strategie zu beugen. Er nennt die Probleme beim Namen und versucht, bei Carmen Einsicht in ihre blinden Flecken zu bewirken.

Buchstäblich um Leben und Tod geht es in dieser Novelle Maarten van den Broeks. Kinderlähmung 2.0 zeigt eindringlich, dass dass nicht nur gute Krimis von der ersten bis zur letzten Zeile spannend sind.