Klaus Liedl – Polster

von

Pölster haben KünstlerInnen schon immer beschäftigt. Albrecht Dürer, Adolph von Menzel, Max Klinger, Klemens Brosch waren geradezu fanatische Polsterzeichner. Kissen brachten in Malerei und Bildhauerei die Schönheit und Erotik der Frau zur Geltung. Sie dienten als Stütze beim Liegen oder Sitzen, ermöglichten Entspannung, waren – aus edlem Brokat, Seide und Satin gefertigt – komfortable Ruhelager, fungierten aber auch als letzte Begleiter im Tod. Kleine Kinder lieben ihre Kuschelpolster und bei einem Gewitter verbergen auch wir Erwachsenen möglicherweise Augen und Ohren mit einem Kissen. Der Polster als intimster Freund und Beschützer, aber auch […] als zu allen Zeiten hippes, oft erotisches Gesellschaftssymbol. […]

Das Kissen wurde zu Liedls Markenzeichen. Im Kunstjargon wird der Bildhauer respektvoll als „Polster-Liedl“ bezeichnet, denn er und seine Pölster aus Stein und neuerdings aus Bronze, das ist eine untrennbare Einheit. Fast immer entspringen aus seinen wertvollen Steinen die im Duden definierten „angeschwollenen“ Formen, die man unmittelbar als Kissen wahrnimmt. Niemand kennt die Struktur eines Polsters, seine Falten, seine Füllungen, seine Überzüge, seine Wölbungen besser als der in Linz geborene und in St. Florian nahe der oberösterreichischen Landeshauptstadt lebende Künstler, der als Lehrbeauftragter an der Linzer Kunstuniversität sowie als Gastprofessor für plastisches Gestalten an der Technischen Universität Graz viele ArchitekturstudentInnen ausgebildet hat. Seit 1978 Mitglied der wichtigen Künstlervereinigung MAERZ.

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(Elisabeth Nowak-Thaller)