Klaus Manns „Kindernovelle“ erzählt

Die Autobiographie eines Buches – sein Schicksal und das seiner Besitzer

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Darf ich Sie mitnehmen auf eine spannende und informative Reise durch mehr als neun Jahrzehnte? Ich habe Ihnen viel zu erzählen – nicht nur von mir selbst sondern auch von meinen Besitzern, deren Erlebnisse mich berührten.
In den „Goldenen Zwanziger Jahren“ nahm mein Schicksal seinen Lauf, als ich aus der Buchstadt Leipzig in die Weltmetropole Berlin kam, deren Reizen sich auch Hans, Student aus Königsberg in Ostpreußen, nicht völlig entziehen konnte. Einer schicksalhaften Begegnung mit Friedrich im württembergischen Knittlingen folgten turbulente Jahre. Nur mit viel Glück überlebte ich 1933 den Feuertod in der einstigen badischen Residenzstadt Pforzheim, mit der ich zusammen 1945 beinahe untergegangen wäre. Später in Frankfurt an der Oder traf ich Hans wieder und war Zeuge, wie im Leseland DDR der Sozialismus aufgebaut wurde. Hans‘ Bedürfnis nach Freiheit ließ uns eines Tages nach Heidelberg fliehen. Nach seinem Tod begannen modernere und scheinbar bessere Zeiten.
Wenngleich meine Besitzer immer behutsam mit mir umgegangen sind, so waren die Umstände nicht immer günstig, ja sogar bücher- und menschenverachtend. Sehnen wir uns alle nicht gleichermaßen nach einem Ort, wo wir hingehören, nach unserem Platz im Leben?