Kleine Wildleser-Reihe

Erzählung

von

Ein Jahrmarkt-Schausteller in Nürnberg spielt die biblische Passionsgeschichte als Figurentheater, das Publikum spielt schlagfertig mit. – Eine bitterböse Satire des großen Provokateurs des 19. Jahrhunderts, der seine Frechheiten u. a. mit einer Zuchthausstrafe büßen mußte.

Für Kurt Tucholsky galt Panizza als der frechste, kühnste geistreichste und revolutionärste Prophet seines Landes. Heiner Müller nannte ihn einen Spaltpilz und Nestbeschmutzer, Gottesläster und Staatsfeind in der Tradition einer Gegenkultur der halb verrückten Ketzer und sagte: Wer kein Deutscher werden will, sollte ihn lesen. Für Walter Benjamin war er ein häreti-
scher Heiligenbildmaler und Theodor Fontane schrieb über Panizza: Entweder müßte ihm ein Scheiterhaufen oder ein Denkmal errichtet werden. Unser Publikum müßte endlich lernen, daß der Unglauben auch seine Helden und Märtyrer hat.