Kollwitz 66

Berliner Kindheit in den fünfziger Jahren

von

Dieter Krause wächst am Ost-Berliner Kollwitzplatz auf, dessen Hinterhöfe den Murmelspielern und Indianern gehören. Anstelle von ideologischen Kämpfen werden Konflikte mit Tüten voller Wasser und Stinkbomben ausgefochten. Die fünfziger Jahre sind für den Jungen eine Übergangszeit: Zwischen heimlich gehörten Elvis-Songs und Begegnungen mit russischen Soldaten wechselt er regelmäßig von einem Sektor in den anderen und beinah ebenso häufig die Schule.
Ende der Fünfziger wird die Wohnung der Eltern heller, buntes Geschirr, ein Fernseher, erst ein Motorrad mit Beiwagen und dann sogar ein Trabi werden angeschafft. Vor den persönlichen Abenteuern und familiären Fortschritten rückt das politische Geschehen in den Hintergrund und bleibt lediglich in den Liedern, die den Teenager umgeben, präsent. Dies ändert sich jedoch, als mitten in die Sommerferien 1961 die Nachricht vom Mauerbau platzt.
Dieter Krause schildert liebevoll die Freiheit seiner Berliner Straßenkindheit, kommentiert scharfzüngig ihre staatliche Begrenzung und erzählt so das Heranwachsen am Prenzlauer Berg zur Frühzeit der DDR wie unter dem Mikroskop: Man sieht alles sehr genau vor sich – man atmet gewissermaßen die Luft aus Schwefel und Bohnerwachs.