Kometen der Anderen Bibliothek

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An den biblischen Samson aus dem „Buch der Richter“ im Alten Testament angelehnt, beginnt Vladimir Jabotinsky Jahre später sein literarisches Porträt 1919 in Palästina und publiziert es erstmalig 1926 in Paris: aus den vier biblischen Kapiteln erwächst ein vierhundertseitiges Werk im Stil der großen Romane des 19. Jahrhunderts.

Im antiken Ambiente, im Spannungsfeld politischer Seilschaften entwickelt sich um Samson – stark, fast unbesiegbar, intelligent – die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft im Land zwischen den drei Volksgruppen in Kanaan: Philistern, Israeliten und dem Stamm Dan. Der Konflikt wird mit ungleichen Waffen geführt, da die gebildeten, den anderen Stämmen überlegenen Philistern zwar weniger Muskelkraft, dafür aber umso mehr geistiges Wissen, kultiviertere Umgangsformen sowie auch Eisen besitzen. Samson, dessen biblische Wundertaten auf ein realistisches Maß gekürzt sind – »über Simsons Räubereien und Streiche waren viele Legenden im Umlauf. Die Mehrzahl war erfunden« – steht zwischen zwei Volksgruppen: zum einen durch seine Heirat und zum anderen durch seine eigene Herkunft, die fast bis zum Schluss reine Spekulation ist. Diese Problematik wirft die Frage auf, ob Freundschaft auch über Landesgrenzen hinweg bestehen kann… Samson entscheidet sich am Ende eindeutig und gibt seinen Landsleuten den Rat: »sie sollen Eisen sammeln, sie sollen einen Knig [König] wählen und sie sollen lachen lernen.« Weitere Konflikte liefert die Beziehung des Helden zum weiblichen Geschlecht …

Mit einem literarischen Kunstgriff versteht es Jabotinsky meisterlich, die Kluft zur biblischer Vorlage zu meistern: »Wahrheit ist nicht das, was in einer von vielen Nächten geschehen ist. Wahrheit ist das, was für immer im Gedächtnis der Menschen bleiben wird.«

Und im Gedächtnis bleiben wird das meisterliche Werk Jabotinskys, das längst zu einem Klassiker der israelischen Literatur geworden ist.