Der preisgekrönte Dokumentarfilm „Gwendolyn“ (2017) von Ruth Kaaserer hat uns mit einer außergewöhnlichen Frau bekannt gemacht, die an Abenteuern mehr in sich vereint, als in einem einzigen Leben Platz zu haben scheint. Sie ist dreifache Weltmeisterin im Gewichtheben, eine renommierte Altorientalistin, aber auch eine begnadete Literatin, die mit der ihr eigenen Contenance gesellschaftliche Verhältnisse stoisch, anmutig und präzise zur Sprache bringt.
Aufgewachsen ist Gwendolyn Leick in Graz, wo ihre Mutter 1960 eine geräumige Wohnung im ersten Stock eines gründerzeitlichen Zinshauses mietete. Stolz und vornehm präsentiert sich der Bau in der Franckstraße 31 nach außen hin wie ein Palais in einem Park. Innen aber sind die Etagen zugleich der Spiegel eines sozialen Raumgefüges aus Wohnparteien unterschiedlicher Klassenzugehörigkeit.
In 22 Kapiteln – vom Kohlenkeller über die Räume, Zimmer und Kammern der eigenen Wohnung bis hinauf zum Dachboden – zeichnet Gwendolyn Leick ein faszinierendes Porträt eines Mietshauses. Lakonisch knapp, voll schillernder Details erzählt die Autorin vom eigenen Leben wie auch dem Beobachten der anderen Bewohner aus der Perspektive eines heranwachsenden Mädchens.
- Veröffentlicht am Montag 9. Dezember 2024 von Edition Korrespondenzen
- ISBN: 9783902951670
- 130 Seiten
- Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur (ab 1945)